Stellungnahme Gerd-Christian Wagner zum „offenen Brief“ Vareler Unternehmer

Liebe Unternehmerinnen und Unternehmer,

nach einer grundsätzlichen Antwort und einer Stellungnahme zum Bereich Dangast (Sparkonzeptvorwurf vs. Investitionen in Millionenhöhe und geplanter Campingplatzausbau sowie Erläuterungen zum Tourismusbeitrag), möchte ich heute auf die Aussage „Trotz einer stagnierenden Wirtschaft hat die Stadt Varel nicht geprüft, ob Einsparpotenziale vorhanden sind“ eingehen. Ferner scheint es gut zu sein, auf die immer wieder im Raum stehenden, unbewiesenen Äußerungen in Sachen Personal und Verwaltung, einzugehen.

Keine Prüfung von Einsparpotenzialen

Hier möchte ich die Ratsmitglieder absolut in Schutz nehmen, speziell aber die derzeitige Mehrheitsgruppe. Gerade in den letzten beiden Haushalten wurde in den Fraktionen besonders intensiv beraten. Es wurde seitens der Mehrheitsgruppe sogar eine eigene Arbeitsgruppe initiiert, die in diversen Abendveranstaltungen über mehrere Monate die einzelnen Verwaltungsbereiche und Produkte ganz intensiv analysiert hat. Alle Fachbereichsleiter/innen und Stabstellenleiter/innen mussten ihre Produkte, die sie zu verantworten haben, darlegen. Überall wurde geschaut, ob Einsparpotenziale sichtbar sind. Diese Betrachtung wurde natürlich mit den politischen Zielen abgeglichen. Investitionsentscheidungen, Bürgerservice und viele weitere Aspekte wurden diskutiert. Ich empfand dieses Vorgehen ausgesprochen positiv. Speziell in den Haushaltsberatungen wurden dann noch einmal in mehreren Sitzungen über Einsparpotenziale gesprochen. Die obige Aussage stellt m. E. die Wirklichkeit auf den Kopf und ist ohne Hintergrund getroffen worden. Leicht hat sich diese Entscheidung kein Ratsmitglied gemacht, dass für einen Haushalt samt Steuererhöhungen gestimmt hat, der so viele positive Dinge beinhaltet. Grundschulsanierung, Ganztagsausbau, energetische Maßnahmen, Radverkehrsmaßnahmen etc.

Erweiterung der Verwaltung

# Verwaltung hat sich „aufgebläht“: Jeder weiß, dass es besonders einfach ist, etwas gegen die Verwaltung zu sagen, zumal man da immer Zustimmung gewinnt. Stimmen aber die Aussagen, dass sich die Verwaltung aufgebläht hat? Wen trifft man da eigentlich wirklich? Sehr schnell kann man sich durch einen Blick in die Stellenpläne der Stadt Varel davon überzeugen, dass sich die Verwaltung nicht „aufgebläht“ hat. Richtig ist, dass die Stadt Varel speziell im Bereich Kindergärten Personal eingestellt hat. Dies liegt, neben der Tatsache, dass hier natürlich hohe zusätzliche Bewirtschaftungskosten entstehen, an der Tatsache, dass die Stadt Varel innerhalb kürzester Zeit den Kindergarten am Wald, den Kindergarten an der Wiese, den Kindergarten in Langendamm, den Kindergarten an der Meischenstraße und den Kindergarten Zum guten Hirten (hier finanziert die Stadt die Finanzierungskosten, die der Diakonie entstehen) gebaut hat und Kinder dort von Erzieherinnen betreut werden. Öffentliche Einrichtungen, die auch den Mitarbeitenden der Unternehmen zu Gute kommen. Daneben war es gut, Personal in Bereichen einzustellen, um Sachmittel einzusparen (z. B. führt ein eigener Elektriker Geräteprüfungen durch, statt teure Prüfungsmitarbeiter von Unternehmen zu bezahlen, die nicht aus Varel kommen (Ausschreibungspflicht!)). Dass die Klimaschutzmanagerin über Drittmittel finanziert wird ist auch vielen nicht geläufig. Auch die Einstellung im Bereich der Flüchtlingsunterbringung hat gezeigt, dass eine gute vorausschauende Personalplanung wichtig ist. Einstellungen wurden nur vollzogen, sofern eine Notwendigkeit gegeben war. Und dies immer mit Abstimmung durch die Gremien.

 

# Und zum Thema „Pressesprecher“: Ist es in der heutigen Zeit nicht sogar fahrlässig, keinen Mitarbeiter zu haben, der Unternehmenskommunikation (gerne auch als Pressesprecher benannt) als Aufgabe hat? Jedes Unternehmen einer gewissen Größe sorgt für eine gute Unternehmenskommunikation, um ein gutes Image zu haben. Soll es der Stadt verweht bleiben? Und das in einer Zeit, wo die Zeitung in ihrer bislang gewohnten Art sich gerade selber abschafft? Der Friebo ist nur noch eine Hülle für Werbung, die NWZ schreibt offensiv, dass sie dem Zeitgeist folgt und Informationen neuzeitlich zum Kunden bringt. Wichtig an dieser Stelle ist zu wissen, dass bei der Etablierung der Stelle im Stellenplan der Stadt natürlich auch Stundenanteile anderer Bereiche zusammengefasst wurden. Nämlich um an einer Stelle professionellere Kommunikationsarbeit zu leisten. Davon profitieren alle, Unternehmen, Bürger und die Stadt. Statt holpriger Aussagen von kompetenten Experten in ihrer Disziplin, verständliche Informationen für alle. So würde es wohl jedes gute Unternehmen machen. Ein Blick in die Unternehmen verdeutlicht dies. Die Banken, die RWG, die PKV, die Kliniken, der Landkreis. Alle haben erkannt, dass eine gute Kommunikationsabteilung Schaden abwendet und allen Beteiligten, vom Chef bis zur Raumpflege widerspiegelt, dass das Unternehmen positiv am Markt etabliert ist. Dass wir in Varel im Trend liegen, zeigen die Städte Jever und jetzt auch Schortens. Varel sollte und wollte nicht im letzten Jahrhundert steckenbleiben.

# Die Raumplanung der Verwaltung wurde mit der Politik sehr frühzeitig besprochen. Allgemein wurde auch dort erkannt, dass die Räumlichkeiten nicht mehr denen einer guten Arbeitsatmosphäre entsprachen. Mitarbeiter von heute erwarten gut ausgestattete Arbeitsplätze. Dies drohte bei der Stadt in eine Schieflage zu geraten. Daher schaute man sich um, um bürger- und zentrumsnah Räume anzumieten. Der Bereich des Stadtmarketings wurde entmietet und integriert. Die jetzt gefundene befristete Lösung gibt den Beschäftigten wieder Raum. Das Arbeiten in guter Atmosphäre erhöht die Motivation der Mitarbeitenden. Sogar die Auszubildenden sitzen jetzt wieder an Schreibtischen statt an Katzentischen. Die Mehrheit im Rat sah diese Notwendigkeit und stellte sich gegen einen ansonsten notwendigen Neubau.

# Das Thema Stadtmarketing/Wirtschaftsförderung ist ein ganz besonderes. Die Mitarbeiterinnen in diesen Bereichen schütteln bei der Bezeichnung “überbesetzt“ nur mit dem Kopf. In der Anlage ist dargestellt, was in diesen Bereichen geleistet wird und wieviel Personal hier lediglich beschäftigt wird. Jedem sollte sich bei der Lektüre schnell erschließen, dass hier nichts überbesetzt ist.

(grobe Aufgabenstruktur samt Stundenanteile)

Deutlich wird hier, dass die Wirtschaftsförderin selber nur teilzeitbeschäftigt ist. Nahezu jährlich wird in der Gesellschafterversammlung der Stadtmarketing GmbH angefragt, wie sich diese Bereiche verändern sollen. Im Finanzausschuss wird öffentlich die Arbeit der Wirtschaftsförderung und der Stadtmarketing Varel GmbH dargestellt. Diese Gremien äußern sich immer positiv zu den Berichten und den Jahresabschlüssen. Dass es hier gleichwohl zu Veränderungen kommen muss, ist allen klar. Sehr positive, aktiv und konstruktiv geführte Gespräche mit dem Netzwerk Wirtschaft Varel e. V. und der Werbegemeinschaft Varel zeigen dies eindrucksvoll. Ein Veränderungsworkshop mit dem NWV e. V.  ist terminiert. Gerne kann über diese Institutionen Input in diese Veränderungsdiskussion eingebracht werden. Hoch lobend wird insbesondere die Stadtmarketing Varel GmbH in den Sponsorengesprächen dargestellt, insbesondere bei der Akquise von Sponsorengeldern. Nur dadurch kann der bisherige Zuschuss durch die Stadt Varel auf dem jetzigen Niveau gehalten werden. Die Frühzeiten der Wirtschaftsförderung Varel GmbH (um die Jahrtausendwende), wo Zuschüsse Richtung 450.000 € im Raume standen, sind definitiv vorbei.

Gerne können wir auch über diese Themen weiter ins Gespräch kommen. Die angesprochenen Akteure werden gerne Rede und Antwort stehen, um die Vorurteile schnellstmöglich (weiter) abzubauen. Vielen Dank noch für die Veröffentlichung und Weiterleitung an Ihre Unternehmen/Internetseite.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Gerd-Christian Wagner

Bürgermeister

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